Die zentronukleären Myopathien gehören zu den kongenitalen (angeborene=genetische) Muskelerkrankungen. Ein gemeinsames Merkmal dieser Erkrankungen ist, dass sich der Zellkern der Muskelfasern nicht am Rand, sondern zentral in der Zelle befindet.
die x-chromosomal rezessive Form lokalisiert im MTM1 Gen, auch Myotubuläre Myopathie
die autosomal dominante Form lokalisiert im DNM2 Gen
die autosomal rezessiven Formen lokalisiert im TTN, BIN1 oder RYR1 Gen
Darüber hinaus gibt auch noch andere, noch seltenere Genmutationen, die auch mit zentronukleären Myopathie in Verbindung gebracht werden (MYF6, MTMr14, CCDC78). Gemein haben alle diese Erkrankungen eine generalisierte meist nicht voranschreitende (=progrediente) Muskelschwäche, wobei die Ausprägung auch innerhalb der einzelnen Krankheitsbilder stark variiert.
Die betroffenen Gene weisen eine Mutation auf. Diese Mutation führt dazu, dass ein bestimmtes Enzym fehlerhaft oder gar nicht gebildet wird (z. B. bei MTM1 – das Protein Myotubularin). Das Fehlen des Enzyms Myotubularin führt dann zu Fehlern im Aufbau des Muskels und damit zu einer Muskelschwäche (z. B. myotubuläre Myopathie).
Das ist schwer zu beantworten. Am IGBMC, wo Jocelyn Laporte und Johann Böhm arbeiten, wurden in den Jahren 2000 – 2015 etwa 700 Patienten untersucht. Bei den meisten wurden Mutationen in folgenden Genen gefunden: 400 in MTM1, 100 in DNM2, 20 in RYR1, 10 in BIN1, 10 in TTN. Bei 160 Patienten konnte keine Mutation in einem dieser Gene nachgewiesen werden.
Bei zentronukleären Myopathien (Bild links, ZNM) sieht man in der Muskelbiopsie, dass sich die Zellkerne (lat: nuclei) im Zentrum der Muskelfasern befinden, und nicht wie bei gesunden Menschen am Rand. Bei central core Myopathien (Bild rechts, CCM) sieht man in der Muskelbiopsie bei einer bestimmten Anfärbung im Zentrum einen weißen Fleck (core) der daher rührt, dass sich bei dieser Erkrankung keine Mitochondrien (die Kraftwerke der Zelle) im Zentrum befinden. Vor allem bei RYR1 gibt es Überlappungen: Diese Mutation kann beide “Bilder” verursachen.
Die Prognose ist ist für jeden Menschen mit einer ZNM sehr unterschiedlich und hängt vom betroffenen Gen ab, von der Art der Mutation in diesem Gen und von vielen weiteren Faktoren ab. Generell lässt sich sagen, das Mutationen im Gen MTM1 in der Regel schwerwiegender sind als in DNM2, RYR1, TTN oder BIN. Wenn durch die Mutation verhindert wird, dass das jeweilige Enzym oder auch nur ein ähnliches “Ersatz-Enzym” produziert wird, ist der Mensch stärker betroffen als wenn die Mutation nur zu einer vergleichsweise kleinen Veränderung im Enzym führt. Deswegen ist es sehr wichtig einen exakten genetischen Befund zu haben. Unser Verein steht in engem Kontakt Johann Böhm, der schon vielen Vereinsmitglieder bei der Interpretation des genetischen Befundes geholfen hat. Die Lebenswartung für MTM1 wurde früher sehr pessimistisch eingeschätzt. Viele Publikationen aus den frühen 2000er Jahren schreiben, dass “die meisten” oder “ein Drittel” alle Jungen mit einer MTM1-Mutation im ersten Jahr sterben. Nur 1% erreiche den 10. Geburtstag. Durch frühes physiotherapeutisches und chirurgisches Eingreifen scheint sich diese Prognose aber verbessert zu haben: Konsequente Atem-Therapie und die frühe Entscheidung für ein invasive Beatmung über ein Tracheostoma steigern die Überlebenschancen der sehr schwer betroffenen Jungen mit MTM1. Egal wie lange ein Leben währt, es sollte ein glückliches sein! Viele unserer Familien zeigen, wie glücklich das Leben auch mit einem schwerkranken Kind sein kann. Ein paar Folien und auch die Links zu drei Blogs sind hier zusammengestellt.
Durch die Aktivitäten der englischen und US-amerikanischen Familienorganisationen wurden verschiedene Forschungsvorhaben angestoßen, die vielversprechende Ansätze zur Heilung verschiedener ZNM versprechen. Wir selber investieren in der Forschung, um eine Therapie finden zu können. In dieser Seite kannst du mehr erfahren.
Ein kurzer Erklärfilm mit dem Titel:
Was ist Myotubuläre Myopathie?
Was sind zentronukleäre Myopathien?
Artikel des MDA über neuromuskuläre Erkrankungen
Artikel zur molekulargenetischen Diagnostik bei erblichen Erkrankungen
Muskelerkrankungen von Zierz, Jerusalem, 3. Auflage, Thieme Verlag, ab Seite 146
ein guter Überblick über die verschiedenen ZNM als wissenschaftlicher Artikel auf Englisch Jungbluth, H, Wallgren-Petterson, C, Laporte, J (2008): Centronuclear (myotubular) myopathy. Orphanet Journal of Rare Diseases
Facts about Genetics and Neuromuscular Diseases – 2011 MDA
Pathogenic mechanisms in centronuclear myopathies – 2014 Heinz Jungbluth and Mathias Gautel
persönliche Kommunikation J. Böhm, IGBMC, 2015
Mareen Bockstette | mareen.bockstette [at] znm-zusammenstark.org